Fundación Pueblo in der Corona-Krise
Donnerstag, der 30. April 2020
Das Corona Virus betrifft uns momentan alle, aber nicht alle gleich Bolivien ist eines der Länder weltweit, das am schlechtesten auf die gesundheitlichen, wirtschaftlichen und sozialen Folgen der
Pandemie vorbereitet ist. Das bolivianische Gesundheitsministerium zählt momentan 1.229 Infizierte
(Stand 2.5.2020). Das hört sich nicht viel an, wie viele Fälle es jedoch tatsächlich gibt ist mehr als unklar. Zum einen werden nur verschwindend wenige Tests durchgeführt bis Mitte April weniger als 4.000 im ganzen Land. Hinzu kommen die teilweise haarsträubenden Berichte von total verspäteter und schlechter Behandlung, die „offizielle“ COVID-19 Patienten in den mangelhaft gerüsteten Gesundheitszentren erfahren, und deren soziale Ausgrenzung in ihren Nachbarschaften Starke Anreize also, sich erst gar nicht auf den Virus untersuchen zu lassen und einen Todesfall in der Nachbarschaft auf andere Gründe zurückzuführen Die Regierung hat am 25 März den „sanitären Notstand“ verhängt. Das Verlassen des Hauses ist nur noch erwachsenden Bürger*innen unter 65 Jahren und nur an einem ihnen zugewiesenen Vormittag in der Woche gestattet. Verstöße werden dort, wo die Polizei präsent
ist, mit hohen Geld und Freiheitsstrafen hundertfach geahndet. In vielen ländlichen Gebieten und den
Armutsvierteln der Großstädte wo neben anderen staatlichen Dienstleistungen auch die der Polizei weniger präsent ist, ist der Umgang mit den Einschränkungen oft laxer, was die Regierung wieder und wieder für die voranschreitende Ausbreitung des Virus verantwortlich macht.
All unsere Projekte sind von der aktuellen Situation in Bolivien betroffen Besuche selbst nahe gelegener Projektstandorte sind bis auf seltene Ausnahme( genehmigunge )n unmöglich. Auf den nächsten Seiten möchten wir berichten, wie wir dennoch versuchen unsere Zielgruppen bestmöglich zu unterstützen.
Schülerpension in Gastfamilie
Seit 12. März sind in Bolivien alle Schule geschlossen. Bei unseren Schülerpensionen gilt unsere Sorge besonders der Gemeinde Tentaguazu. Die hier lebenden indigenen Guaraní-Familien sind besonders von den Auswirkungen der Pandemie betroffen. Nach dem Ende der Fischfangsaison ist die Gemeinde weitgehend auf externe Lebensmittelversorgung angewiesen, die durch die drastischen Beschränkungen des Verkehrs jetzt extrem eingeengt wurde. Nach zahlreichen zunächst erfolglosen Versuchen hat unser Regionalkoordinator in Tarija, David, Ende April eine Ausnahmegenehmigung erhalten, um die abgelegene Gemeinde zu besuchen und die 59 Familien mit Lebensmitteln zu versorgen. Die Pakete enthielten Grundnahrungsmittel, wie Mehl, Reis, Nudeln, Zucker und Öl. Die Zusammenstellung und Verteilung der Lebensmittelpakete organisierten wir mit den traditionellen Gemeindevorstehern und der Landkreisverwaltung von Entre Ríos.
Die Lage in der Hochlandgemeinde Copacabana, in der unsere zweite Schülerpension liegt, ist derzeit weniger prekär. Gerade ist Erntezeit für Kartoffeln und Bohnen und das Dorf verfügt derzeit noch über einen ausreichend ausgestatteten Dorfladen mit Grundnahrungsmitteln wie Reis und Mehl. Wir planen momentan, die 7 Gastmütter der Gemeinde, die Schüler der Primar-stufe beherbergen, mit Zusatzlebensmitteln zu unterstützen, sobald der Schulbetrieb wieder aufgenommen wird. Wann das sein wird, hat das Erziehungsministerium noch nicht beschlossen.
Frauenförderung für Migrantinnen in El Alto
In unserem Frauenförderungsprogramm in El Alto kann Esther, unsere Programmkoordinatorin, mit vielen den Kursteilnehmerin-nen den Kontakt aufrecht erhalten, da die meisten glücklicher-weise ein Mobiltelefon haben. Ebenso versucht sie, trotz der rigorosen Ausgangsbeschränkungen, weiterhin mit der Frauenabteilung der Stadtverwaltung im Dialog zu bleiben. Dadurch können die Frauen, die bereits jetzt in akute materielle Notlagen gekommen sind, in die entsprechenden Unterstützungsprogramme der Stadtverwaltung geleitet werden. Ähnliches gilt für die Fälle, in denen es Anzeichen für intrafamiliäre Gewalt gibt.
Bei Infektionsfällen wäre die Frauen auf das staatliche „Hospital del Norte“ in El Alto angewiesen. Obgleich es das Referenzkrankenhaus für alle COVID-Patient*innen im Bundesstaat La Paz ist, klagt das medizinische Personal dort bis heute über einen akuten Mangel an Schutz- und Desinfektionsmaterial. Einen entsprechenden Antrag des Krankenhauses konnten wird erfreulicherweise mit einer Sachspende beantworten. Dafür mussten wir alle möglichen Hebel in Bewegung gesetzt, die uns momentan zur Verfügung standen. Obwohl der Umfang der Sachspende aus 250 Schutzmasken und einem Vorrat an Desinfektionsmaterial – unseren Möglichkeiten entsprechend – relativ bescheiden war, wurde die Spende vom Personal dankbar entgegengenommen.
Informierte Bürgerbeteiligung in Yanacachi
De Yanira und Oscar, unser Team des Demokratieförderprojekts in unserer Heimatgemeinde Yanacachi, unterstützen weiterhin die nationale Kampagne #YoMeQuedoEnCasa (Ich bleibe zu Hause!) und verbreiten ihre produzierten Nachrichten virtuell.
Nachdem der erste Coronafall im Nachbarlandkreis Chulumani aufgetreten war, hat sich der Landkreis Yanacachi Mitte April selbst von der Außenwelt abgekapselt. Hinein und hinaus kommen seitdem nur noch Lebensmittel- und Gasflaschenlieferungen.
Wie schwer jedoch in einer Gesellschaft, wie der bolivianischen, in der enger Körperkontakt zum Beispiel beim Begrüßen und Verabschieden bis vor wenigen Wochen fest dazugehörte, im Alltag fällt, zeigte sich bei der Auszahlung von staatlichen Bonusleistungen in Yanacachi. Gerade in ländlichen und ärmeren Regionen Boliviens mangelt es neben der medizinischen Ausstattung auch an Kenntnisse und der Umsetzung der klassischen Hygieneregeln, wie Abstandhalten und regelmäßiges Händewaschen. Auch dies versucht unser Team in Yanacachi bei ihrer Berichterstattung mit aufzunehmen.
Die letzten Meldungen aus unseren Projekten:
Menschenrechte im Kampf gegen illegalen Bergbau stärken
Internationaler Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen
Wasserversorgung in Tentaguazu
Große Freude in einem kleinen Dorf
Erfolgreicher Semesterabschluss des Frauenprojektes
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